Sag mir, wo die Frauen sind: Unter diesem Titel lud das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zu seiner zentralen Veranstaltung aus Anlass des 112. Weltfrauentags nach Frankfurt am Main ein. Das Forschungsvorhaben #100TechFrauen stellte sich bei dieser Gelegenheit erstmals der Öffentlichkeit vor.
Was kann man tun, damit Frauen mit ihren Leistungen in Wissenschaft und Wirtschaft besser wahrgenommen werden? Wie kann man sie ermutigen, in die erste Reihe zu treten? Und welche Rahmenbedingungen braucht es, um sie und ihre Karrieren zu fördern?
Über diese Fragen tauschten sich 100 Teilnehmende aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Medien auf der zentralen Veranstaltung des BMBF zum Weltfrauentag 2023 aus. Und sie nutzten die Gelegenheit, sich über die Forschungs- und Gestaltungsprojekte zu informieren, die sich im Rahmen der BMBF-Förderlinie Innovative Frauen im Fokus (IFIF) dafür engagieren, dass Frauen sichtbarer werden.
„Frauen finden einfach viel zu wenig statt“, stellte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger zum Auftakt der Veranstaltung fest. Dabei betonte die FDP-Politikerin auch: „Wir können es uns nicht leisten, die Potenziale von Frauen liegen zu lassen.“ Hierfür nannte sie drei handfeste Gründe: weil Frauenrechte Menschenrechte sind, weil Frauenförderung mit Blick auf den gegenwärtigen Fachkräftemangel ein Gebot der Volkswirtschaft ist und weil für die Bewältigung der komplexen Herausforderungen, die unsere Gesellschaft zu stemmen hat, Menschen mit Rundumsicht gebraucht werden. Die Hürden, die Frauen im Wege stehen, müssen nach Überzeugung von Stark-Watzinger auf mehreren Ebenen beseitigt werden: strukturell, kulturell und gesellschaftlich.
„Wir können es uns nicht leisten, die Potenziale von Frauen liegen zu lassen.“
„Sichtbarkeit ist ein Marathon und kein Sprint“, weiß auch Manuela Rousseau aus eigener Erfahrung. Die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Beiersdorf AG ließ in ihrer Keynote „Mut zur Sichtbarkeit“ eine außergewöhnliche Bildungsbiografie und berufliche Karriere Revue passieren und berichtete über ihren konsequenten Einsatz für Diversität und Inklusion. Beides gelinge nur, wenn das Management sich zu diesen Zielen bekenne und entsprechende Maßnahmen organisational verankert würden. „Man muss den gesamten Konzern mitnehmen“, sagte die 68-jährige Managerin. Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern gab sie mit auf den Weg, sich eine „große Vorstellung vom Leben“ zu erlauben. „Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun.“
„Sichtbarkeit ist ein Marathon und kein Sprint.“
Auch die Teilnehmenden des anschließenden Panelgesprächs waren sich einig: „Frauen sind noch nicht sichtbar genug.“ Der Erfahrungsaustausch zwischen der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek, der ZDF-Gleichstellungsbeauftragten Stephanie Keppler, Ex-IBM-Managerin Uta Menges und dem Präsidenten der Justus-Liebig -Universität Gießen, Joybrato Mukherjee, machte einmal mehr deutlich, wie vielschichtig die Handlungsebenen sind, die bespielt werden müssen, damit talentierte und qualifizierte Frauen „nicht auf der Strecke bleiben“, wie Mukherjee es formulierte. Frauenfördernde Managementstrukturen, eine inklusive und wertschätzende Unternehmenskultur und Führung auf Augenhöhe gehören ebenso dazu wie die Sensibilisierung für Gendergerechtigkeit in den Organisationen und Institutionen, Netzwerke und nicht zuletzt Vorbilder, die ermutigen und coachen.
„Der Event bot einen tollen Rahmen, um unser Projekt #100TechFrauen erstmals der Öffentlichkeit vorzustellen, Erfahrungen zu teilen und neue Impulse für unsere weitere Forschung mizunehmen“, sagten Anja Bultemeier und Kira Marrs im Anschluss an die Veranstaltung. Derzeit führen die beiden Arbeitswissenschaftlerinnen Feldstudien in Vorreiterunternehmen der Tech-Ökonomie durch. Sie wollen die Rolle analysieren, die Frauen schon heute bei der Ausbildung neuer Innovationskulturen spielen, und die Potenziale, die diese Frauen mitbringen, um die Tech-Ökonomie gendergerecht zu gestalten. „Sichtbar machen“: Das ist auch das Credo von #100TechFrauen. Im Laufe des Projekts sollen deswegen Frauen identifiziert und der Öffentlichkeit vorgestellt werden, die in ganz unterschiedlichen Branchen, Positionen und Funktionen und aus ganz unterschiedlichen Arbeitszusammenhängen die Transformation in eine neue Innovationskultur vorantreiben.
Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Mehr zum Forschungsansatz und den Zielen des Teams finden sie hier.