Fotos: © Bosch Hausgeräte GmbH

Innovation ist eine Frage der Kultur:
HR-Expertin Elly Siegert im Gespräch

Sie setzt sich im Bosch-Konzern seit Jahren für Diversität und Talentförderung ein. Elly Siegert, Head of Global Human Resources bei der BSH Hausgeräte GmbH, ist überzeugt: Echte Innovationen gehen auch in der Hausgerätebranche künftig von vielfältig zusammengesetzten Teams aus, die sich den Bedürfnissen der Konsumentinnen und Konsumenten anpassen.

Frau Siegert, auch Hausgeräte werden immer digitaler. Ist die BSH auf dem Weg zum Tech-Unternehmen?

Technologischer Fortschritt und Innovation begleiten die BSH schon immer. Unser Anspruch ist es, unsere Konsumentinnen und Konsumenten zu begeistern. Das geht nur, indem wir ihre Bedürfnisse kennen und verstehen und immer wieder neue, passgenaue Lösungen finden. Hier profitieren wir als BSH ganz klar davon, dass wir seit Jahrzehnten im Markt präsent sind und in unseren Teams frühzeitig eine große Expertise und Erfahrung in Digitalisierung und Tech aufgebaut haben.

 

An welche technologischen Trends denken Sie dabei?

Vor zehn Jahren zum Beispiel waren wir unter den ersten, die die Bedeutung von Connectivity erkannt und vernetzte Geräte und integrierte IoT-Lösungen angeboten haben. Heute stehen wir wieder an so einem Punkt: Als erster Hersteller bringen wir Anfang 2025 ein Matter-fähiges Hausgerät, welches mit dem neuen Verbindungsstandard Matter herstellerübergreifend vernetzt werden kann, auf den Markt.

Wir beobachten also tatsächlich, dass digitale Technologie immer mehr ins Zentrum unserer Arbeit rückt. Gleichzeitig ist für uns aber auch klar: Innovation ist kein Selbstzweck, sie muss immer einen echten Mehrwert für die Konsumentinnen und Konsumenten schaffen und ihnen den Alltag erleichtern.

 

Was bedeutet diese Entwicklung ‒ für das Unternehmen und auch für die Beschäftigten?

Digitalisierung verändert, wie wir global zusammenarbeiten. Sie verändert interne Aufgaben, ganze Berufsbilder, Führungsmodelle und wie wir Produkte entwickeln und Innovationen schaffen: An der Produktentwicklung ist heute eine breite Gruppe unterschiedlicher Experten und Expertinnen aus verschiedenen Regionen beteiligt, unter anderem aus der Konsumentenforschung, der User Experience, dem Marketing oder der Datenanalyse. Wir müssen deshalb auch dafür sorgen, dass sich die Kompetenzen der Teams und der Einzelnen den neuen Gegebenheiten anpassen. Vor Kurzem habe ich zum Beispiel im Austausch mit unserem Entwicklungschef darüber gesprochen, dass wir alle, egal in welcher Funktion, unser Verständnis für Software kontinuierlich ausbauen und schärfen müssen. Das gehört heute einfach dazu.

 

Welche Rolle spielt das Thema Kultur für den Erfolg einer solchen Transformation?

Für uns ist klar: Wenn wir als Unternehmen in einer schnelllebigen, digitalisierten und von Veränderung geprägten Welt erfolgreich sein wollen, brauchen wir eine Unternehmenskultur, die das ermöglicht. Deshalb haben wir bei der BSH die Weiterentwicklung unserer Kultur als Grundlage unseres strategischen Handelns definiert. Sie muss unsere Kolleginnen und Kollegen befähigen, flexibel zu handeln und mit mutigen Entscheidungen voranzugehen.

 

Was müssen Ihre Mitarbeitenden mitbringen?

Eine andere Kultur geht mit neuen Ansprüchen einher: Wir erwarten von unseren Mitarbeitenden und Führungskräften heute mehr denn je, dass sie sich selbst und einander in die Verantwortung nehmen, dass sie den Status quo kritisch hinterfragen und Themen eigenständig treiben. Und dass sie Talente fördern und einander im Team unterstützen, das Beste für die BSH zu leisten.

 

Welche Maßnahmen ergreift die BSH, um ihren Mitarbeitenden in dieser veränderten Arbeitswelt die notwendige Weiterentwicklung zu ermöglichen?

Talentförderung ist für uns ein Herzensthema. Dabei bieten wir zum Beispiel Mentorings an, also einen individuellen Austausch zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Wir haben in der BSH eine Vielzahl an Möglichkeiten geschaffen, um die Stärken unserer Kolleginnen und Kollegen herauszuarbeiten, sie zu fördern und bei der individuellen Entwicklung ihrer Expertise zu unterstützen.

 

Welche Rolle spielt KI in diesem Kontext?

Unser Anspruch ist es, dass eine erfolgreiche Karriere und die Erfüllung beruflicher Ziele bei der BSH für alle möglich ist, egal auf welchem Level, in welchem Bereich und ob in Voll- oder Teilzeit. Und wir sind offen dafür, mit Hilfe von KI positive Veränderungen anzustoßen, wo immer es möglich ist. Digitalisierung, technologischer Fortschritt und eben auch KI-gestützte Instrumente haben auch bei HR-Themen mittlerweile eine enorme Strahlkraft entwickelt Wir haben zum Beispiel eine GenAI-Chatbot-Lösung „Ask HR“ ins Leben gerufen, um einen unkomplizierten Zugang zu Informationen rund um HR-Themen zu ermöglichen. Durch die Nutzung des Chatbots können unsere Mitarbeitenden schnell und zu jeder Zeit Antworten auf ihre Fragen finden. Darüber hinaus nutzen wir Künstliche Intelligenz bei der Entwicklung von webbasierten Trainings, bei Stellenausschreibungen oder auch, wenn wir HR-Inhalte für sie sozialen Medien erstellen.

 

Das Thema Geschlechterdiversität ist ein Teil dieser Überlegungen?

Auf jeden Fall. Diversität, Chancengerechtigkeit und Beteiligung sind für mich ganz klar langfristige Erfolgsfaktoren für unsere Unternehmenskultur. Den hohen Anspruch an uns selbst und unsere Produkte und Services werden wir nur erfüllen können, wenn alle sich gleichermaßen einbringen können.

Wir haben es uns deshalb zur Aufgabe gemacht, unsere weiblichen Talente zu fördern, eine konsequente Nachfolgeplanung zu betreiben und uns für den Abbau von Hindernissen für Frauen einzusetzen. Aktuell ist mehr als ein Viertel aller Führungskräfte bei der BSH weiblich und wir haben hier sehr ambitionierte Ziele. Wir brauchen insbesondere auch Führungskräfte, die als Mentor und Sponsor agieren und unsere Talente binden.

 

Was heißt das konkret, wie wollen Sie bestehende Barrieren abbauen?

Dazu gehören strukturelle Themen, wie etwa die Möglichkeiten für mobiles Arbeiten und Teilzeitmodelle. Darüber hinaus schauen wir bereits bei der Nachfolgeplanung unseres Talentpools auf Vielfalt. Im Recruiting und Besetzungsprozess legen wir einen speziellen Fokus auf Frauen mit Potenzial ‒ auch durch internes Active Sourcing.

 

Welche Rolle spielen Unconscious Bias dabei?

Es ist wichtig, dass wir bestehende und auch unbewusste Vorurteile gegenüber Frauen in technischen Berufen abbauen. Um die Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder zu erhöhen, veranstalten wir zum Beispiel unsere BSH-Diversity-Woche, Role-Model-Lunches oder virtuelle Brown-Bag-Sessions ‒ auch über das WomenForTech-Netzwerk, das wir gegründet haben, um Frauen in technischen Bereichen zu stärken und bessere Vernetzung zu ermöglichen. In unserer Kommunikation zeigen wir die Karrieren von Frauen in der BSH ganz bewusst auch nach außen und geben regelmäßig Einblicke in den Berufsalltag, zum Beispiel speziell in Fertigungsumgebungen.

 

Worauf zielen Sie beim Employer Branding?

Im Rahmen unserer Employer-Branding-Aktivitäten ist es uns sehr wichtig, Sichtbarkeit für die BSH als attraktiver Arbeitgeber für Frauen zu schaffen. Und wir freuen uns umso mehr, wenn sich dieser Einsatz lohnt: Im vergangenen Jahr zum Beispiel wurde die BSH von der Financial Times und Statista als “Leader in Diversity 2024” für ihr Engagement ausgezeichnet. Das treibt uns natürlich an, auch in Zukunft den Weg in Richtung einer vielfältigen und inklusiven BSH weiterzugehen. Wir haben noch viel vor!